Integration ist ein Wort, das aus unserem heutigen Sprachschatz nicht mehr wegzudenken ist. Besonders wichtig ist auch die Integration von Geflüchteten. Viele der Menschen, die aus Kriegsgebieten zu uns kommen, haben in ihrem Land zuvor ganz normale Schulabschlüsse erworben und zum Teil auch hochwertige Ausbildungen abgeschlossen. Genau diese Menschen sind es, denen man in Deutschland helfen kann, ein eigenständiges und in die Gesellschaft integriertes Leben zu führen. Mit einer Ausbildung zum Beispiel – so wie sie der junge Mann, Osama Alsaeed, derzeit bei der Magnesia GmbH absolviert.

Ein neues Leben mit sicherer Zukunft
Ein junger Mann beginnt 2019 seine Ausbildung zum Kaufmann im Groß- und Außenhandel bei der Magnesia GmbH in Lüneburg. So weit, so normal. Doch dass Osama Alsaeed hier in Deutschland eine Ausbildung macht, war vor fünf Jahren noch nicht abzusehen. Damals lebte er ein normales Leben in Syrien. Heute lebt er als Geflüchteter in Lüneburg. Mit einigen Hindernissen, aber auch sehr vielen Chancen und Zuversicht.
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Ein schneller Rücklauf über 32 Jahre...
1988 wird Osama Alsaeed in Syrien geboren. Bis 2008 besucht er die dortigen Schulen und macht sein Abitur. Es folgen eine Ausbildung zum Fahrdienstleiter und ein begleitendes Fernstudium für Informatik. Ein Werdegang, wie er auch in Deutschland für Menschen, die mehr erreichen wollen, nicht untypisch ist.
Doch Syrien befindet sich seit 2011 im Bürgerkrieg und die Zustände im Land verschlechtern sich. 2012 ist Osama Alsaeed gezwungen, sein Studium abzubrechen. Zwei Jahre später musste er seinen Job als Fahrdienstleiter aufgeben. Der junge Mann, der einfach nur ein sicheres, zufriedenes Leben führen wollte, muss sein Land verlassen und sich ganz neu orientieren. Als der Tag gekommen ist, zögert Osama Alsaeed nicht, neben seinem alten Leben auch seine Familie und sein Land zurückzulassen. Als junger Mann, der den Wehrdienst in Syrien nicht ableisten wollte, hat er keine andere Wahl. In Syrien gilt die Pflicht zum Wehrdienst, Ausnahmen gibt es nicht. Wer das nicht leisten will oder kann, wird verhaftet.
Osama Alsaeed macht sich also auf den Weg und flieht 2015 zunächst in die Türkei und anschließend weiter nach Deutschland. Er kommt in eine Wohngemeinschaft nach Reppenstedt. Dort lernt er auch eine ehrenamtliche Sprachpatin, Frau Backhaus, kennen, die ihn bis heute begleitet. 2017 wechselt er nach Lüneburg. Dort nimmt er bereits seit 2016 an einem Integrationskurs für die deutsche Sprache in der Volkshochschule Lüneburg teil und arbeitet in Aushilfsjobs in Bars und auf dem Weihnachtsmarkt. Osama Alsaeed kommt langsam an, aber noch nicht zur Ruhe. Als er eine auf Arabisch verfasste Anzeige des Technischen Hilfswerk liest, meldet er sich sofort. Er liebt es, Menschen zu helfen.
Der ausgebildete Fahrdienstleiter hat in Deutschland keine Möglichkeit, in seinem Beruf zu arbeiten. Zu hoch sind die Sprachbarrieren, zu viele Menschenleben stehen auf dem Spiel. Das will er nicht riskieren. Osama Alsaeed entscheidet sich deshalb für einen anderen Weg. Bei den wöchentlichen Treffen beim THW merkt er schnell, dass seine Deutschkenntnisse immer besser werden. Er kann sich mittlerweile gut verständigen. Seine vielen Aushilfsjob tun ihr Übriges, denn auch hier muss er die neue Sprache aktiv anwenden, will er etwas leisten. Und das tut er auch. Sechs Monate lang wird er beim THW ausgebildet und legt schließlich eine theoretische und praktische Prüfung ab. Er besteht. Und ist seitdem auch weiterhin einmal wöchentlich beim THW tätig. Zusätzlich beginnt er, aktiv nach Unternehmen zu suchen …
Eine Chance für Osama Alsaeed
Die Ausbildungsmesse in Lüneburg wird schließlich zum Sprungbrett für ihn. Osama Alsaeed lernt viele Unternehmen kennen und bewirbt sich anschließend bei der Magnesia GmbH. Diese lädt ihn zu einem Vorstellungsgespräch ein. Schon eine Woche nach dem Gespräch macht Osama Alsaeed ein eintägiges Praktikum im Betrieb, das ihm sehr gut gefällt.
Besonders eindrucksvoll bleiben die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in seinem Gedächtnis. Sie nehmen ihn herzlich auf und helfen ihm, wann immer Sprachschwierigkeiten auftreten. Nach dem Praktikum bietet ihm das Unternehmen eine sogenannte Einstiegsqualifikation, eine EQ, an. Nun hat Osama Alsaeed die Möglichkeit, ein Jahr lang das Unternehmen und die zukünftige Berufsschule kennenzulernen. Zudem kann Osama Alsaeed dadurch seine Deutschkenntnisse erheblich verbessern, sodass dieses Jahr ein voller Erfolg für alle Beteiligten wird. Und so steht einem richtigen Ausbildungsvertrag nichts mehr im Wege. Sie beginnt genau ein Jahr nach der EQ, am 1. August 2019.

Der Weg zum Kaufmann im Groß- und Außenhandel
Drei Jahre lang wird Osama Alsaeed bei der Magnesia GmbH zum Kaufmann im Groß- und Außenhandel ausgebildet. Zusätzlich arbeitet er an elf Samstagen im Jahr daran, die Zusatzqualifikation zum Europakaufmann zu erlangen. Dafür lernt er Spanisch als zusätzliche Fremdsprache und hat auch einen Auslandsaufenthalt in Irland vor sich.
Osama Alsaeed flüchtete aus seinem Land, um einem unsicheren Leben in einem Kriegsgebiet und seiner Verhaftung aufgrund des verweigerten Wehrdienstes zu entgehen. Er verlor sein Ziel, ein gutes Leben zu führen, nie aus den Augen. Er lernte, ergriff Chancen und steht bald völlig auf eigenen Füßen. Er hat schnell erkannt, dass man eine neue Sprache nicht allein im Klassenzimmer lernen kann. Und so ging er raus, traf sich mit vielen Menschen, jobbte und übte die Sprache Deutsch immer und immer wieder.
Wenn man ihn heute fragt, ob es schwer war, von heute auf Morgen seine Heimat, seine Familie und den Job zurückzulassen, lautet die Antwort „Ja, aber ... Es lohnt sich, seinen Erfahrungen zuzuhören. Man erfährt so vieles, was auch anderen Menschen in seiner Ausgangssituation helfen kann."
Frage an Osama Alsaeed: „Wie war die Anfangszeit in einem fremden Land, ohne sich richtig verständigen zu können?"
Antwort: „Es war sehr schwer (...) Ich hatte keinen Kontakt mit Menschen und wenn ich hier einkaufen gegangen bin, dann musste ich Englisch sprechen. Nicht alle konnten Englisch. Das war schwer für mich und dann habe ich gesagt: Nein! Ich muss Deutsch lernen."
Fragt man das Unternehmen Magnesia GmbH nach seinen Erfahrungen mit der Ausbildung von Geflüchteten, erhält man ebenfalls Antworten, die nachdenklich machen. So vergessen viele Menschen, dass Geflüchtete meist auch eine gute Vorbildung mitbringen. Sie haben vor Kriegsausbruch ein ähnliches Leben geführt, wie es in Deutschland üblich ist.
Frage an Markus Cording: „Erhalten Geflüchtete eine besondere Unterstützung oder Einarbeitungszeit?"
Antwort: „Die Maßnahme, die er zu Beginn, im ersten Jahr hatte, ist eine Einstiegsmaßnahme bzw. Qualifikation, die durch die Arbeitsagentur unterstützt wird. In diesem Jahr hat er regulär am Berufsschulunterricht teilgenommen, allerdings mit verstärkter sprachlicher Förderung. Markus Cording ergänzt: „Im Unternehmen ist dies eine Phase, in der er langsam reinkommen kann und die nötige Unterstützung zum Einstieg erhält. Dieses erste Jahr ist jetzt abgeschlossen und inzwischen läuft er den ganz normalen Weg der Ausbildung (...) Eine Sonderrolle hat er jetzt nicht mehr (...)"
Ebenso wichtig ist die Frage nach der Akzeptanz der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vor Ort. Markus Cording zeigt sich hier positiv: „Ja, ich glaube er hat durch seine Art auch einen ungeheuerlichen Support im Unternehmen erhalten. (...) Es gab aus allen Bereichen sofort eine positive Rückmeldung. Bedenken gab es hier keinerlei."
Diese Geschichte einer Flucht endet positiv. Nach den Plänen und Wünschen für seine Zukunft befragt, antwortet Osama Alsaeed jedoch wie immer hoffnungsvoll und zielbewusst: „Ich möchte alles Schritt für Schritt machen (...). Mein Ziel ist es erst mal meine Ausbildung gut abzuschließen und dann als Groß- und Außenhandelskaufmann zu arbeiten. Vielleicht gibt es Möglichkeiten zur Weiterbildung. Ich denke auch über ein Studium nach.“
Jedes Unternehmen kann aktiv werden
Es gibt zahlreiche Unternehmen, die sich für Geflüchtete engagieren, ihnen Arbeits- und Ausbildungsplätze geben und dabei helfen, sich in unsere Gesellschaft zu integrieren. Geschichten, wie die von Osama Alsaeed, zeigen eindrucksvoll, dass ein solches Engagement tatsächlich gelingen kann.
"Ich glaube, es ist gar nicht so, dass wir andere Unternehmen dafür engagieren müssen. Es gibt bereits viele Aktivitäten für Integration bei anderen Unternehmen, von denen man hört. Es geht eher darum, Ängste abzubauen, die möglicherweise bestehen oder auch Sorgen, dass es unter den Mitarbeitern zu Auseinandersetzungen kommt. (...) In erster Linie ist es wichtig, darzustellen, dass es ein Teil der Gesellschaft ist und es wichtig ist für uns alle, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen."
Markus Cording
Geschäftsführung Magnesia GmbH
Unternehmen, die Erfahrungen mit der Integration Geflüchteter haben, beschäftigen in der Regel zahlreiche verschiedene Nationen. So arbeiten bei der Magnesia GmbH neben Europäern beispielsweise auch Syrer, Südamerikaner, Iraner und Personen aus dem Nahen Osten oder Russland. Und das funktioniert sehr gut. Insbesondere deshalb, weil die Mitarbeiter, die letztendlich für Ausbildung und Integration zuständig sind, immer vollständig in den Entscheidungsprozess mit einbezogen werden. Und natürlich ist es für jedes Unternehmen von Vorteil, Kunden in vielen Sprachen betreuen zu können.
Die Welt hat sich gewandelt. Es gibt viele verschiedene Nationalitäten in einem Land. Viele Unternehmen haben das schon frühzeitig erkannt und fördern das multikulturelle Miteinander direkt im Arbeitsleben. Davon profitieren alle, da jeder einzelne Mitarbeiter seine ganz eigenen Erfahrungen und Fertigkeiten mitbringt. Und auch darum geht es: Menschen zu integrieren, die bereits in ihrem Land viel geleistet haben. Geflüchtete haben fast alles hinter sich gelassen, auch ihre Berufe und ihre gesamte Lebensplanung.
Es versteht sich von selbst, dass man diesen Menschen helfen muss, sich hier ein neues Leben aufzubauen. Das ist kein Experiment mit ungewissem Ausgang. Geflüchtete, die sich integrieren wollen, tun von ganz allein sehr viel dafür, die deutsche Sprache zu lernen. Sie erschließen sich Aufgabenfelder, die sie weiterbringen. So, wie es Osama Alsaeed getan hat. Die Gefahr, dass Integration in Unternehmen scheitert, ist also ziemlich gering, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen.
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